Sonntag, 7. September 2008

Vabanque-Spiel!


05.09.08!!!
Wow, was für ein Tag! Am Morgen musste noch schnell&dringend ein wenig „Büro“ gemacht werden, was den Start erheblich verzögerte. Mit Blick nach draußen, der über kräftigen, von der Richtung noch nicht klar definierbaren Wind und dunkle Wolken informiert, kommt auf diese Weise eine gewisse Unruhe auf. Hinzu kommt, dass die wieder sehr netten Inder leider kein Frühstück, nicht mal einen Kaffee offerieren (dafür durfte ich am Abend vorher in der „Privatwäscherei“ meine laundry machen), ich mir also gleich nach dem Aufbruch noch etwas zum breakfasten suchen muss... ie gegenüber liegende Tankstelle bietet einen guten Kaffee, aber sonst nur verpackte Kost, die ich nur gering annehme und dann starte...

Nach nur 100m sehe ich „Tim Hortons“ (in einem solchen „Kettenladen“ sitze ich jetzt auch, dies ist einer von der Sorte, die annähernd deutsche Brötchen mit allem Möglichen frisch belegen, eigentlich sehr angenehm - besonders aber, dass dazu jede Menge donuts und cookies im Angebot sind) und denke mir „mit einem guten Frühstück kommst du besser voran“ (hat Jens gesagt), also sofort wieder in die Eisen und dort hinein. Auch da: Prima Kaffee, gutes Brötchen, guten Donut.

Und zwei Polizisten, die sich beim Hinaus gehen trauen, mich anzusprechen und fragen,ob das ein Navi sei, was ich da am Lenker habe. So kommen wir dann locker ins Gespräch und wieder hatte ich angenehmen Kontakt mit Uniformierten.

Dann geht es schließlich los und die drohend dunkle Wolkenwand lässt mich eigentlich erwarten, dass ich gleich in mein Regenoutfit steigen werde, aber der Wind, der mich zum Wahnsinn treiben würde, hätte ich ihn gegen mich, kommt wohl aus süd-süd-west, das heißt, er packt mich schräg von hinten. Das ziemlich gut so, denn ich bewege mich dann – quasi über fast den gesamten Tag verteilt mit einem Schnitt von fast 30km/h.

Also dieser Vormittag ist fast so ein Gegenpol zum gestrigen: Ich steige in den Sattel und erst nach 90 Kilometern wieder runter – und das sehr ungewollt, unsanft, ärgerlich und hart: Mitten in London downtown, auf einem Bürgersteig, wo ich eine Längsrille übersehen habe! Überaus ärgerlich! Blöder Sturz, mitten in einer belebten Gegend!

Was glaubt Ihr wohl, wieviele Menschen sich gekümmert, gefragt haben, ob sie helfen können?

0,0!!!

Vermutlich - dies zur Entlastung der kanadischen LondonerInnen – haben alle mit dem ersten Blick gesehen: „Dem Burschen geht es gut, alles ist in Ordnung“.

Nee, also wirklich, ich war entsetzt! Das war letztendlich ein folgenloser Sturz, aber ein spektakulärer Knaller – und kein Mensch nimmt Notiz!!!

Meine erste Sorge galt meinem Opium! Ich hatte Angst, dass daran etwas Schaden genommen hat. Aber bisher konnte ich noch nichts Ernsthaftes feststellen. An mir selbst gab es praktisch auch keinen zusätzlichen Schaden :-)) , also konnte ich mir in Ruhe einen Besuch im Starbucks gönnen, wo mich dann prompt wieder einer der sehr netten Kanadier ansprach und mir von seiner New Zealand Reise mit dem Bike erzählt hat.... Der hat dann mein Urteil über seine Lands-(besser Stadt-)leute kräftig wieder aufgebessert.

Nach London (das dauert natürlich bei einer 350.000 Stadt, ich glaube die Stadtdurchfahrt hat mehr als 20 Kilometer gebraucht) ging es dann munter wie am Vormittag weiter, aber immer diese drohend schwarze Wolkenwand und schließlich dann auch mal ein paar Tropfen, aber nie wirklich heavy rain, wohl aber nasse Straße, und wer Fahrrad fährt weiß, dass man dann bald selbst auch nass ist,allein von den vorbeiziehenden Trucks...

Schließlich war ich dann in dem Ort Ingersoll, habe dort kurz nachgetankt, bin weiter, und kurz danach frontal vor mir die schwärzeste Wolkenwand des Tages, wirklich eher wie Nacht! Und auf der rechten Seite schiebt sich langsam mit immer größer werdender Gewissheit ein Schild in meine

Bewusstsein: MOTEL!!! Sehr schön! Aber der Tacho zeigt 126 Kilometer! Und schon gestern habe ich nach einer solch kurzen Distanz Schluss gemacht. Und was kratzt mich denn Regen?

Aber da muss natürlich noch ein anderer Faktor bedacht werden: Wo (und wann) kann ich das nächste Motel erreichen?

Mein Navi spinnt wieder ein wenig, gibt Unterkünfte erst wieder nach 125 Kilometern an... Und ich habe in den letzten Tagen öfter festgestellt, dass das nicht immer fürmich arbeitet und ausgesprochen launisch ist!


Und hier kommt nun der Begriff „Vabanquespiel“ in die Geschichte... Ich habe, mit einem kurzen „Schmagold, hoffentlich bereust du das nicht fürchterlich“ entschieden, einfach weiter zu fahren!

Obwohl nun langsam immer mehr Tropfen auch von oben kamen,lief es doch ganz prima, immer noch war etwas Wind in meinem Rücken und meine Geschwindigkeit fiel nicht mehr unter 30km/h.

Schließlich musste ich, um meinem ursprünglich in Erwägung gezogenen Zwischenziel „Norwich“

näher zu kommen, von einer relativ stark befahrenen- auf eine eher als „Provinzstraße“ zu bezeichnende abbiegen. Und jetzt kamen die „SCHMAGOLDDUIDIOTGEDANKEN“ doch wieder deutlicher, und auch solche, die sich damit auseinander setzten, was ich denn wohl sage,wenn ich bei einem der Bauernhöfe (die heißen eigentlich „Farm“ hier) anklopfe, nass wie ein Pudel und ziemlich müde...?

Schließlich kam dann schon das Ortsschild Norwich und die erste Tankstelle wurde sofort angefahren....

Kurzum: Es gibt hier ein Motel! Und die beiden da auf dem Foto sind die Motelerben,leider habe ich vergessen, mir die Namen geben zu lassen... Jedenfalls handelt es sich um Einwanderer aus -- na? Aus Netherland...

Und da gehe ich jetzt, nachdem ich über zwei Stunden bei Tim Hortons gehockt, gegessen, Bilder bearbeitet und diesen Bericht (mit der absolut nervtötenden Tastatur) verfasst habe, hin und werde bald schlafen, denn, die Manager, das sind keine Inder, net!

Ist auch mal ganz entspannend, nach dem ja seit zwei Tagen auch wieder mein cellphone ansprechbar ist!

http://www.gpswandern.de/gpxviewer/gpxshow.shtml?url=http://www.paff-infotec.de/kunden/vgsu/gps/sarnia-norwich.gpx


Samstag, 06.09.2008 ... der Tag danach...

war dann wieder so ein MEINGOTTWIE MÜDEUNDSCHLAPPKANNMANDENNSEIN-Tag!
Der Start in den Tag war schon bemerkenswert: So etwa gegen kurz nach 7 Uhr wach geworden, noch mal kurz hingelegt und glatt noch bis halb neun geschlafen. Was sagt mir das? Dass der Vortag sehr anstrengend war! Klar, das wusste ich ja schon gestern, aber dass es dann wieder so "in den Keller" geht, ist schon bitter.

Das Schöne am Tagesanfang war, dass ich ein tolles Frühstück inclusive hatte, serviert von dem jungen Mann auf dem Foto vom Glide Inn Motel. So habe ich dann erwartet, dass ich mich nach einem langsamen Beginn irgendwann wieder an das Tempo von gestern heranpirschen kann - weit gefehlt. Erstens war heute praktisch kein Wind und wenn, dann hatte er etwas gegen mich, seitlich meist.

Und die Strecke war auch nicht besonders motivierend, nix neues: Immer kultiviertere Gegenden, durch die ich jetzt so komme, landwirtschaftlich bestens genutzt, fühle mich hier dann immer mehr so ein wenig wie in Westfalen, schwarzweiße Kühe inclusive! Aber die Beine sind und bleiben leer, und je weiter der Tag fortschreitet, um so leerer werden sie... der Schnitt von 22 km/h sagt ja alles... Und dann wieder diese gesperrten Straßen... da habe ich wieder ein wenig vabanque gespielt, aber gut: Außer mal das Fahrrad über eine vollgesperrte Brücke zu tragen, habe ich meine Route wenigstens halten können...

Ja, und dann war da wieder ein deja vu Erlebnis, allerdings habe ich nicht recht lachen können: Irgendwie war er diesmal seeehr groß, wollte natürlich auch nur Spielen, sah aber nicht so aus, als würde er nur ein Weilchen nebenher rennen und nach der Wade schielen, sondern ich bin sicher, der hätte ernst gemacht, und das kann ich so begründen: Er kam auch von der anderen Straßenseite, ich war an der farm schon ein wenig vorbei, da höre ich das Bellen und sehe, wie er losrennt... Wie Erik Zabel, der gerade Mario Cipollini im Augenwinkel auf gleicher Höhe sah, gehe ich aus dem Sattel und nehme ordentlich fahrt auf, so dass der Schweinehund nur langsam näher kommt - mitten auf der Straße! Die Autos haben ihn überhaupt nicht gestört, die mussten voll in die Eisen, der Bursch rennt mir nach, aber - wie Erik zu seinen besten eiten den Sprint hab ich gewonnen!

Die nächste halbe Stunde ging dann für die Erholung drauf, der Schnitt ging dadurch wahrscheinlich noch weiter runter...!

Nun denn, irgendwann kündeten wirkliche Massen von Motels mein Näherkommen nach Niagarafalls an. Aber meine Einfahrt in dieses riesige Touristenmoloch, also,ich war ja empört! Da schicken die mich doch wirklich mitten duch das absolute Bordellviertel... Ein Uff am anderen,und auch noch ganz öffentlich! Und alle immer eingerahmt von den vielen Motels - da will ich keinesfalls irgendwo einchecken, außerdem willich zuerst die Fälle sehen!

Und das gelingt auch! Nett viel Wasser unterwegs hier, aber noch viel mehr Menschen... Und ich mit meinem vollbepacktem fahrrad mittendrin... Wer mich kennt, weiß dass ich das nicht lange aushalte, außerdem habe ich die älle ja nun gesehen, es ist spät und ich brauch eine Unterkunft...... in der ich jetzt in der lobby sitze, weil in meinem immer mal wieder w-lan nicht funktioniert...

So, trotz Vorarbeit Es ist schon wieder spät, ich muss an meine Erholung denken! Gute nacht!

Hier Bilder von heute:

http://picasaweb.google.de/Schmaggi/31TagNorwichNiagara#


http://www.gpswandern.de/gpxviewer/gpxshow.shtml?url=http://www.paff-infotec.de/kunden/vgsu/gps/norwich-niagara.gpx

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lack Ab !?

mit einem Sturz hatte ich schon früher gerechnet;) aber ich bin froh das du unbeschadet geblieben bist. Wie ich dich kenne hast du dich wahrscheinlich schützend zwischen die Strasse und dein Fahrrad geschmissen.
Wenn ich das richtig sehe ist nun die letzte Woche angebrochen. Ich hoffe das die Gegend und die Menschen nochmal ihr bestes für diech geben.
Ceda el "Basica" Paso

Schmaggi hat gesagt…

ieber lip

(tolle Tastatur, nicht....)

in dir erkenne ich doch immer wieder den echten Kenner der fahrradszene und meiner Person...
du nase...
Wann hattest du eigentlich den letzten sturz?

lg jürgen